12. Apr. 1997 - Wolfsburger Nachrichten - 0 Kommentare

„Wir wollen Wolfsburg stolz machen“

Yahoos-Headcoach Michael Studivent versprüht vor dem Auftakt viel Optimismus

„Move your back!“- „Beweg‘ Deinen Hintern!“ Ruhig, aber bestimmt dirigiert Michael Studivent seine Yahoos. Es ist das vorletzte Training des Baseball-Erstligisten vor der Bundesliga Premiere. Studivent wirkt angespannt und sehr konzentriert. Man spürt förmlich, daß er den weiten Weg aus New York nach Wolfsburg angetreten hat, um etwas zu bewegen.

Michael Studivent Foto: Britta Koropp

„Wir hoffen, daß wir Wolfsburg stolz auf uns machen können“, spricht der 29jährige Baseballtrainer seinen größten Wunsch aus. Das Zeug dazu habe seine Mannschaft auf jeden Fall. „Die Yahoos sind eine starke Truppe. Wir besitzen gute Chancen, viele Spiele zu gewinnen.“ Das ist auch das erklärte Ziel des Mannes, der zuletzt in Brooklyn aktiv war: „Ich will nicht nur die Klasse halten, ich will möglichst viele Siege einfahren.“

Auch wenn die Vorbereitung nicht optimal gewesen sei, habe man gut auf die Saison hingearbeitet. „Das Wetter war einfach zu schlecht, aber das ist wohl in Deutschland so“, flachst er. Insgesamt wünsche er sich mehr Trainingszeit. „Um vier Uhr nachmittags beginnt das Training und das nur dreimal die Woche. Das reicht beileibe nicht aus.“

Für Studivent ist es das erste Mal, daß er die amerikanischen Staatsgrenzen überschritten hat. Der Anlaß dafür mache ihn überaus stolz: „Jetzt darf ich hier in Deutschland sein, um mein Wissen weiterzugeben“, schwärmt er. Außerdem habe er einen tollen Job als Coach aller Yahoos-Teams. „Von den kleinsten Kindern über die Frauen bis hin zur Bundesliga-Mannschaft – das finde ich sehr schön.“

In den USA sei der Sport wie eine Religion. Jedes Kind spiele Baseball, und wenn der Frühling die Menschen in die Parks treibe, dann seien Baseballschläger und -handschuhe neben dem Picknick-Equipment immer im Gepäck. Und genau diesen hohen Stellenwert, den die Sportart in seiner Heimat genießt, möchte Studivent mit dem amerikanischen Nationalsport auch in Deutschland erreichen. „Die Kinder sollen Baseball lieben lernen.“ Ein lobenswerter Vorsatz.

Wenn es auf der Anlage an der IGS zum ersten Mal „Play ball“ heißt, und das erste Match in der höchsten deutschen Spielklasse auf Wolfsburger Boden beginnt, dann hofft der Bodyguard von der Ostküste Amerikas auf eine „funktionierende Yahoos-Familie“. „Jeder muß ein Teil des anderen sein. Dann werden wir sicherlich viele Leute überraschen.“

Und wenn am 30. September seine Maschine am Flughafen Langenhagen abhebt und in Richtung New York entschwindet, will er das gute Gefühl im Bauch mitnehmen, eine ganze Stadt stolz auf (s)ein Baseball-Team gemacht zu haben.