05. Aug. 1996 - Wolfsburger Nachrichten - 0 Kommentare

Pitcher-Poker verloren, Erkenntnis gewonnen

2. Baseball-Bundesliga: Wolfsburg Yahoos mußten gegen Außenseiter Halle eine bittere Niederlage hinnehmen

Eins gewonnen, eins verloren: Baseball-Zweitligist TSV Wolfsburg Yahoos erfüllte auf eigenem Platz gegen die Halle United Rangers die Erwartungen nicht. Einen katstrophalen Beginn der Gastgeber in der ersten Begegnung bestrafte Halle mit einem vorzeitigen 14:2 (5:1, 3:0, 2:1, 0:0, 4:-, -:-, -:-). Im zweiten Spiel versöhnten die Wolfsburger die etwa 150 Fans mit einem ebenso deutlichen 12:1-Erfolg (4:0, 3:1, 2:0, 3:0, -:0, -:-, -:-).

Getroffen: Yahoos-Spielertrainer Ronald Beiker (beim Schlag) mußte dennoch eine Niedertage gegen den Underdog aus Halle einstecken - und Kritik an seiner Coaching-Leistung. Foto: Lars Landmann

Kurzer Prozeß zum Auftakt: Nach nur fünf Innings war bereits alles vorbei – 14:2. Kein ungewöhnlicher Verlauf bei den Heimspielen der Yahoos. Diesmal jedoch verließen nicht die Mullen, Wöhner und Co. den Platz als Sieger. Außenseiter Halle hatte dem Tabellenführer die erste vorzeitige Niederlage „seit vier Jahren“ (Manager Thomas Huhnholz) beigebracht – ein Debakel.

Ursachenforschung: „Halle ist statistisch die schlagstärkste Mannschaft“, suchte Huhnholz nach Gründen und grübelte: „Vielleicht hat der Trainer den Pitcher zu spät ausgewechselt?“ Der Pitcher, das war im ersten Spiel Markus Eichhorn, ehe für ihn gegen Ende Martin Stein auf den Wurthügel ging. Spielertrainer Ronald Beiker sah den Sachverhalt anders, nahm seinen Schützling aus der Schußlinie. „Beide Pitcher haben eine gute Leistung abgeliefert. Das Feld hat einfach zu viele Fehler produziert. Außerdem haben wir nur zwei Punkte eingefahren – unnormal für uns“, kritisierte Beiker zusätzlich die Schlagleistung seines Teams.

Während der Manager nur leise Kritik am Coaching übte, schlug Nationalpitcher Thorsten Wöhner ganz andere Töne an. „Das waren Fehler der Trainer. Wir hätten die beiden Siege unbedingt gebraucht, um uns eventuelle Patzer in den kommenden Spielen leisten zu können“, wetterte er. Starker Tobak, doch wer will Wöhner dafür rügen? Der 25jährige fügte seiner Erfolgsserie ein weiteres Kapitel hinzu, war der Garant für den Erfolg in der zweiten Partie.

Nach der Demütigung folgte die Rehabilitation. Endlich besannen sich die Gastgeber auf ihr Können, zeigten das, was sie zum Spitzenreiter der Liga gemacht hat – „Yahoos-Baseball“, nannte es US-Boy Mick Mullen schlicht. Mit knallharten Hits und zwei Runs ging er mit gutem Beispiel voran. Die anderen folgten: Frank Geffers (2), Oliver Madsack (2), Sascha Stäritz, Michael Dörsam, Rüdiger Funke, Thorsten Wöhner, Gordon Nobs und Stefan Peter legten weitere Punkte nach.

Trotz einer deutlichen Schlappe sieht Coach Beiker noch keinen Grund zur Beunruhigung. „Die Niederlage kam vielleicht zum richtigen Zeitpunkt“, mutmaßte er. Bis zum Doppel-Doubleheader gegen Bremen am 17./18. August habe sein Team nun noch zwei Wochen Zeit, sich vorzubereiten. „Wir ziehen voll durch“, versprach er.

Sollten die Yahoos die Meisterschaft erringen, wartet am 31. August und 1. September voraussichtlich die „Knüppelrunde“ (Huhnholz) gegen die anderen Zweitliga-Meister Zülpich und Brandenburg um zwei freie Plätze zur Aufstiegsrunde. Diese beginnt bereits eine Woche danach. Mick Mullen, der eigentlich am 19. September in die USA zurückkehren wollte, signalisierte, eventuell seinen Aufenthalt um eine oder zwei Wochen zu verlängern. Daß die Yahoos ihre Führung verteidigen; daran hegt Mullen keinen Zweifel. Nervosität? „Auf gar keinen Fall“, verwies der Mann aus Minnesota derartige Spekulationen ins Reich der Fabeln. Und Teamkollege Martin Stein brachte es auf den Punkt: „Wir haben den Gegner unterschätzt. Besser jetzt als gegen Bremen. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“