06. Apr 1997 - Wolfsburger Kurier - 0 Kommentare

„Es geht nicht nur um den Klassenerhalt“

Neuer Coach bei den TSV Wolfsburg Yahoos

Die Baseballer des TSV Wolfsburg haben einen neuen Coach: Der New Yorker Michael E. Studivent wird die Yahoos in dieser Saison trainieren. Der 29jährige, der am vergangenen Montag in Hannover ankam und bereits ein paar Stunden später auf dem Baseballfeld an der IGS stand, hat sich viel vorgenommen für seine Zeit in Wolfsburg: „Ich weiß, daß das Team hohe Erwartungen an mich hat, aber ich erwarte ebensoviel vom Team.“

Der 29jährige Michael E. Studivent hat sich als neuer Coach der Yahoos hohe Ziele gesteckt. Am kommenden Wochenende stehen zum Saisonauftakt zwei Heimspiele auf dem Programm. Foto: Sven Elfers

Das „diplomatische Unternehmen“ beginne bereits bei der Sprache, erklärt Studivent: „Die Mannschaft lernt von mir etwas über das Spiel, ich lerne von ihr Deutsch.“ Seine Sprachübungskassetten und den Walkman habe er leider zu Hause vergessen.

Oberhaupt hat die Gemeinschaft bei Studivent einen hohen Stellenwert. So ist es auch eine der grundlegenden Änderungen beim Yahoos-Training, daß das Bundesligateam ab sofort gemeinsam mit den Spielern aus der Verbandsliga auf dem Platz steht. Der neue Trainer, dessen Mutter indianischer Abstammung ist, erklärt dies mit einer Geschichte der amerikanischen Ureinwohner, deren Moral lautet: „Kämpft gemeinsam, und ihr könnt nicht geschlagen werden.“

Für Geschichten hat Studivent ohnehin etwas übrig: In seiner Freizeit schreibt er momentan an einem Science Fiction-Roman. In Anbetracht des derzeitigen Weltraumabenteuer-Booms auf der Kinoleinwand bot sich Yahoos Manager Thomas Huhnholz für den Fall einer Verfilmung bereits als Alien-Darsteller an.

Ein weiteres Hobby des Amerikaners, der als Bodyguard bei einem Sicherheitsdienst in New York City arbeitete, ist der Kampfsport. Zwei seiner Übungsgeräte, die von seinem Lehrmeister Marvin Gatling entwickelt wurden, hat Studivent im Gepäck. Er wird noch einige davon anfertigen und diese dann im Training einsetzen. Seit seinem zehnten Lebensjahr spielt Studivent bereits Baseball, zuletzt bei den Cardinals, den Dodgers und den Black Sox in Brooklyn. Er war vor allem als Catcher und 3. Baseman im Einsatz, spielte aber auch schon auf allen anderen Positionen. Erfahrungen als Coach sammelte er bereits bei Collegeteams, zu denen unter anderem die New York Raiders gehörten. Studivents Zielsetzung für die Yahoos I, die in der 1. Bundesliga unter anderem gegen Teams aus Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf spielen, ist eindeutig: „Es geht nicht nur um den Klassenerhalt“, sagt der Coach . „Ich würde nicht meinen Job erfüllen, wenn wir nur in der 1. Liga bleiben – ich will, daß die Mannschaft ganz oben mitspielt.“

Der Kern eines jeden Spiels sei es, ein Sieger zu sein; ein Aspekt des Gewinnens sei aber auch, daß man wissen muß, wie es ist zu verlieren. Baseball sei häufig ein Spiel um wenige Inches, die die Entscheidung bringen.

Man könne nach einem Spiel zwar enttäuscht sein, verloren zu haben, dürfe aber nicht unzufrieden mit der eigenen Leistung sein. „Wir spielen, um zu gewinnen“, sagt Studivent. „Wenn man sich bemüht, an die Spitze zu kommen, heißt das nicht automatisch, daß man auch Erfolg hat. Aber man sollte zumindest alles tun, was möglich ist, um es zu schaffen.“